Donnerstag, 8. November 2018

Eine ganze Reihe Feiertage

Der November wird auch der mes de la patria genannt, denn hier finden die meisten und wichtigsten Feiertage Panamas statt. Glücklicherweise durfte ich diese ersten Feiertage mit meiner Schule traditionell feiern und möchte Euch gerne erzählen, wie diese besonderen Tage in Panama üblicherweise verbracht werden.

Angefangen hat es am letzten Donnerstag mit der Vorbereitung in der Schule. Dazu sind nur wir Lehrer gekommen und haben das Gebäude mit Flaggen, Postern und Girlanden geschmückt. Als große Deutsche konnte ich mich dabei wirklich nützlich machen! Besonders gut gefallen mir große Zeichnungen, die wir aufgehängt haben, auf denen die „simbolos patrioticos“, also entscheidende Merkmale des Landes abgebildet sind. In der vorhergehenden Woche hatte ich noch viel über Panama gelernt, da mit den Kindern diese Symbole besprochen wurden.
So hat die Flagge Panamas zum Beispiel folgende Bedeutung: Die beiden Farben rot und blau stehen für die poitischen Parteien, die libertados und conservador und das Weiß für den Frieden zwischen ihnen.

Am Freitag hatte ich dann frei, soweit ich es richtig mitbekommen habe, war Totensonntag, wo all der Verstorbenen gedacht wurde. Zu meiner Überraschung musste meine Gastmutter in der Bank aber trotzdem arbeiten, also habe ich mir einen entspannten Tag mit meiner Gastschwester gemacht und habe ausgenutzt, dass es nicht geregnet hat und bin laufen gegangen.

Am Samstag wurde der 3 de Noviembre gefeiert, der Tag an dem sich Panama von Großcolumbien abgespalten hat. Dazu durfte ich ein traditionelles Oberteil anziehen und wurde morgens von meiner Gastmutter schön hergerichtet. Dazu hat sie mir die Haare typisch glatt an den Kopf gekämmt und Schmuckstücke aus Perlen, sogenannte Tembleques, angesteckt. Zusätzlich mit dem Goldschmuck hat sich das schon echt besonders angefühlt.
In der Schule sind dann nach und nach die Kinder eingetroffen, alle schön herausgeputzt mit typischer Kleidung, also Polleras, Hemden und Sombreros. Trotz heftigen Regens wurden für die Eltern Gedichte aufgesagt, Tänze vorgeführt und natürlich die Nationalhymne gesungen. Außerdem gab es verschiedenes Essen und eine Tombola.

Mittags ging es schon wieder nach Hause, am nächsten Tag bin ich morgens aber wieder aufgestylt losgezogen, denn am Sonntag wurde der Día de la Bandera, also die panamaische Flagge gefeiert. Dazu ist eine Auswahl an Schülern, darunter Flaggenträger, Königin und König sowie Trommler, ins nächste Dorf gefahren, wo sich mehrere Schulen aus der Umgebung zu einer Parade getroffen haben. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir diesmal also durch das Dorf marschiert und haben mit ordentlich Krach auf uns aufmerksam gemacht.
Ich fand es sehr lustig, dass ich häufig mit den anderen Lehrern ganz normal angeschaut wurde, aber kurz darauf ist den Zuschauern wohl aufgefallen, dass trotz der Kleidung etwas an mir anders ist, und es wurde nochmal genauer hingeschaut.

Ziemlich geschafft von der Hitze (und ja mit meinem ersten Sonnenbrand) bin ich mittags nach Copé gefahren, wo auch schon eine Parade der umliegenden Schulen stattfand. Da das Haus der Großeltern direkt an der Route steht, konnte ich bis in die Nacht hinein die verschiedenen Schulen und Gruppen beobachten, die den ganzen Tag vorbeikamen. Dass sie wegen strömenden Regens bis auf die Haut nass wurden, scheint den Teilnehmern nichts ausgemacht zu haben und es wurde immer fröhlich weiter getanzt und musiziert.

Am Montag hatte ich dann auch frei und nach einem entspannten Tag bin ich abends noch auf den Geburtstag meiner Mitfreiwilligen gegangen, wo es ein typisches Geburtstagsessen mit Arroz con Pollo und einem Schokouchen mit Eis UND Wackelpudding dazu gab. Dort haben wir dann mal den Spieß umgedreht und ihrer Verwandtschaft ein paar deutsche Tänze gezeigt. Disco Fox, Cha-Cha-Cha und Walzer fanden sie sehr lustig, aber auch etwas steif im Vergleich zu den Tänzen hier.

Und ihr könnt es euch schon fast denken, am Dienstag hatte ich auch noch frei, da war die große Parade in Penonomé, wozu Gruppen aus ganz Panama angereist sind. Tagsüber waren das viele Schüler und junge Gruppen, aber abends, als wir gegangen sind, kamen richtig professionelle Marschgruppen an die Reihe, die sogenannten Bandas de la Independencia.
Diese bestehen aus einem Flaggenträger, dahinter welche, die mit Schwertern marschieren, darauf folgt eine Gruppe von Frauen, die mit Fächern tanzt. Dahinter kommen mehrere Paare, die Típico tanzen zu der Musik einer großen Gruppe Blasmusiker, die zum Teil aus 50 oder mehr Leuten besteht, und natürlich ein Haufen Trommler. Besonders gut gefällt mir der Tanz von einer Gruppe, die auf einer Art Reibeisen Krach machen. Ich versuche es gar nicht erst zu erklären, das ist mit einem Video einfacher! Hinter diesen kommen noch Frauen, die Flaggen durch die Gegend wirbeln und ein paar Helfer mit Wasser.
Da ich am Mittwoch tatsächlich wieder arbeiten musste, sind wir gegen halb elf gegangen, die Parade ging aber wohl bis nachts um zwei weiter.

Insgesamt waren die letzten Tage unglaublich eindrucksvoll und ich habe eine weitere Seite dieser spannenden Kultur kennengelernt. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich nicht nur Zuschauer war, sondern auch selbst in einer Parade mitlaufen durfte. Dabei habe ich gemerkt, wie anstrengend das sein kann – und wir waren nur eineinhalb Stunden unterwegs. Nichts im Vergleich zu den professionellen Gruppen, die mit eiserner Disziplin und Dauerlächeln durch ganz Penonomé marschiert sind.
 
Bis dann
Eure Sara

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