Donnerstag, 31. Januar 2019

Jornada Mundial de la Juventud

Die letzte Woche hat in Panama Stadt ein Event stattgefunden, auf den das ganze Land schon seit Monaten hingefiebert hatte. Der Weltjugendtag der katholischen Kirche, hier nur JMJ genannt, wurde zum ersten Mal von einem mittelamerikanischen Land gehalten und wir konnten live dabei sein. Schon seit vielen Wochen ist das Zeichen des Weltjugendtages an Kirchen, Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden aufgetaucht und das ganze Land hat sich darauf vorbereitet. 


Da nämlich nicht alle Besucher - hier Pilger genannt – an einem einzigen Tag hätten anreisen können, sind viele Gruppen schon eine Woche vorher angekommen und wurden in Städten in ganz Panama und Costa Rica untergebracht. So kam es, dass auch in Penonomé Teilnehmer aus Guatemala, Honduras, Polen und Deutschland (200 Bayer auf einmal) in Schulen und privaten Familien untergebracht wurden. In den Tagen vor dem eigentlichen Event fanden hier deshalb einige Veranstaltungen zur Völkerverständigung statt, darunter mehrere Messen, ein Fußballturnier und auch eine typische Parade, bei der wir AFSer mitlaufen durften. Dabei ist mir aufgefallen, wie herzlich die Ausländer von den Panameños empfangen wurden, viele von ihnen durften die traditionelle Kleidung zur Parade tragen und auch ich wurde auf der Straße oft gefragt, wo ich denn her komme, ob ich Hilfe bräuchte und wurde diverse Male gesegnet. 

Ich fand es echt beeindruckend, wie herzlich die Pilger empfangen wurden, da ich bisher eher Gleichgültigkeit erlebt hatte. Und obwohl es mit der Zeit nervig wurde, würde ich mir wünschen, dass das Interesse an und die Offenheit zu anderen Kulturen bestehen bleibt. Es war nämlich tatsächlich sehr angenehm, nicht mehr überall nur wegen der anderen Hautfarbe wie ein Alien angestarrt  und als Gringa abgestempelt zu werden. 

Um das große Verkehrschaos zu umgehen, bin ich schon am letzten Samstag mit meinen drei Mitfreiwilligen aus Penonomé nach Panama Stadt gefahren, wo wir während der Haupttage von Dienstag bis Samstag als Freiwillige helfen sollten. Untergebracht waren wir bei einem weiteren AFSer aus Panama, der zu unserem Glück richtig Zentral in der Stadt wohnt. 

Als Vorbereitung mussten wir in den Wochen vorher ein paar Online Module machen, in denen unter anderem die Geschichte des Weltjugendtages, die katholische Kirche in Panama und die Organisation in Panama dargestellt wurden. Dabei wurde ich auch endlich über die Bedeutung des Zeichens aufgeklärt, welches ich schon so oft vorher gesehen hatte: 
Der obere Teil stellt die Fläche Panamas war, während rechts die schwangere Maria zu sehen ist. Deren Heiligenschein wird durch die fünf weißen Punkte dargestellt, welcher auch für die fünf Kontinente steht, von denen die Pilger nach Panama reisen werden. Mit dem Kreuz bildet das ganze das Herz Marias, unter deren Motto der diesjährige Weltjugendtag stattfand. Die beiden Blautöne deuten auf den Pazifik und das Karibische Meer zu beiden Seiten Panamas hin. 

Obwohl die Online Module sehr informativ waren, wusste ich bei meiner Ankunft am Samstagabend immer noch nicht, in welchem Bereich ich als Freiwillige eingesetzt werden würde. Doch zum Glück kam am Sonntagmorgen eine Mail mit einer Einladung zu einem Informationstreffen für all diejenigen, die an Infoständen arbeiten würden. Darunter waren viele AFSer, da wir unsere Sprachkenntnisse gut einsetzen könnten. 
Auch die weiteren Informationen kamen relativ plötzlich, so erhielt ich meinen Ausweis als Freiwillige zum Beispiel erst relativ spät, da eine Kiste verloren ging und am Montagabend wusste ich immer noch nicht, wann ich dienstags arbeiten sollte. 

Obwohl also vieles etwas unorganisiert ablief, konnte ich am Dienstag an meinem Informationspunkt in einer Metrostation anfangen zu arbeiten. Leider tauchte von den fünf weiteren eingeteilten Freiwilligen nur eine auf, diese war aber zum Glück aus der Stadt und kannte sich spitzenmäßig aus. Gemeinsam konnten wir vielen Pilgern helfen, die mit unterschiedlichen Problemen zu uns kamen. Von Richtungsanweisungen zu Auskunft über die Events bis zum Wiederfinden von verlorenen Geldbeuteln kam bei uns echt alles mögliche zusammen, zu meiner Freude waren aber wirklich ALLE, die zu uns kamen überaus freundlich, immer gut gelaunt und sehr dankbar für unsere Arbeit. Es kam nicht selten vor, dass Gruppen singend, tanzend und grölend in die Metrostation kamen, weshalb wir immer gut unterhalten wurden. Am meisten wurde der Schlachtruf „Esa es la juventud del Papa“ gerufen, übersetzt so viel wie „Dies ist die Jugend von Papst Franziskus.“

Trotz unserer Arbeit konnten wir selbst die verschiedenen Angebote in der Stadt erleben, so waren wir am Mittwoch in Parque Omar, wo zum einen über 100 Beichtstühle errichtet, aber auch Infostände aufgestellt waren und Bands spielten. Als wir dort waren, spielte gerade eine Band von Gemeindereferenten lautesten Rock, was super gut ankam. Außerdem wurden viele Fotos mit Leuten unterschiedlicher Länder gemacht, bei denen Deutschland sehr beliebt war. Viele Pilger kamen auch zu uns, um Armbänder zu tauschen,  was wohl üblich bei Weltjugendtagen ist. Daher waren sie auch ganz empört, dass uns das niemand vorher gesagt hat und weshalb wir trotzdem ein paar Armbänder geschenkt bekommen haben. 

Kurz bevor meine Schicht abends anfing, kam auch endlich Papst Franziskus in Panama an und ist in seinem Papamobil durch die Stadt gefahren. Daher waren alle großen Straßen gesperrt und es fiel uns ziemlich schwer, zurück zu unserer Metrostation zu kommen. Dort standen schon richtig viele erwartungsvolle Zuschauer, von denen sich manche schon seit morgens um neun Uhr den Platz in der ersten Reihe reserviert hatten. Als der Papst dann endlich vorbeifuhr, war ich ehrlich gesagt sehr überrascht, wie schnell das ging. Nach zwei Sekunden war schon an uns vorbei und ich konnte nur ein verwackeltes Foto machen. Im Nachhinein wurde bekannt gegeben, dass es wohl aus Sicherheitsgründen so schnell voran ging, trotzdem taten mir diejenigen etwas Leid, die so lange darauf gewartet hatten. 
Als wir am nächsten Tag zu der Begrüßungsmesse an der Cinta Costera gingen, bekamen wir nochmal eine zweite Chance den Papst hautnah zu erleben, für die ich diesmal perfekt vorbereitet auf den Schultern von einem Kumpel saß. So haben wir tatsächlich ein echt gutes Video aufnehmen können. Obwohl ich zu der Menge selbst dazu gehöre, fand ich es dennoch irgendwie abstoßend, da eigentlich alle nur durch ihr Handy geschaut haben und niemand den Moment genossen hat. Ich frage mich einfach, wie sich der Papst selbst dabei fühlen muss, nur die ganzen Handys entgegengestreckt zu bekommen… 

Die Messe selbst war auch richtig cool, mit viel Musik und Tanz und einer einzigartigen Stimmung unter den Zuschauern. Das meiste wurde in die fünf Hauptsprachen des Weltjugendtages übersetzt, Spanisch, Englisch, Portugiesisch, Französisch und Italienisch. Auch die Predigt vom Papst hat mir gefallen und ich war erstaunt, wie gut ich ihn verstehen konnte und deshalb die Übersetzung im Radio gar nicht brauchte. Auch als Nichtkatholik konnte ich mich mit dem Gesagten zum Teil identifizieren und an dem Event teilnehmen. Und bei der eigens für den Jugendtag komponierten Hymne war es sowieso nur noch eine einzige große Party verschiedener Kulturen!

Die restlichen Tage gingen wie im Flug vorbei, manchmal habe ich gearbeitet, irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, mir einfach Wolle zu kaufen und selbst Armbänder zu flechten, da ich es Leid war, andere Pilger zu enttäuschen. So habe ich letztendlich auch diverse Armbänder aus Panama, Costa Rica, Kolumbien, Ecuador, Nicaragua und El Salvador gesammelt.  Ansonsten waren wir einmal Feiern und haben einfach die coole Stimmung in der Stadt genossen. 

Zum Abschluss haben von Samstag auf Sonntag alle Pilger auf einem riesigen Feld gecampt, wo wir allerdings kurzfristig noch als Freiwillige angeheuert wurden. Das hat sich dann aber als richtige Entscheidung entpuppt, weil wir hinter die Bühne schauen durften, wo sich die ganzen Kardinäle, Artisten und irgendwo auch der Papst selbst aufhielten. Nachdem wir ziemlich viel Wasser geschleppt und verteilt hatten, konnten wir selbst in den vordersten Bühnenbereich gehen und die Abschiedsmesse von super Plätzen anschauen. 

Am Sonntag fand dann noch der „private“ Abschiedsgottesdienst für Freiwillige statt, der für die 20.000 Helfer in einem Fußballstadion stattfand. Dort hat der Papst zum Dank sogar eine Ehrenrunde gedreht und sich ausgiebig für unsere Arbeit bedankt. 
Insgesamt hatte ich eine richtig gute Zeit während des Weltjugendtages, den ich ohne diesen Zufall nicht kennengelernt hätte. Und obwohl ich manchmal nichts mit den katholischen Heiligen oder Gebeten anfangen konnte, habe ich mich nie wie ein Außenseiter gefühlt, sondern einfach als Teil einer riesigen, fröhlichen, liebenden Masse. Und wer weiß, vielleicht hat das Event die Einstellung der Panameños zu Ausländern tatsächlich ein wenig dauerhaft verändert.
Wer weiß, vielleicht sieht man sich 2022 in Portugal wieder…

Bis dann
Eure Sara

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