Montag, 15. April 2019

Am höchsten Punkt Panamas

3475 Meter. So hoch ist der höchste Berg Panamas, der Vulkan Barú in der westlichsten Provinz Chiriqui. Da er seit 500 Jahren nicht mehr ausgebrochen ist, gilt der Vulkan als DAS Ziel in Panama für Wanderbegeisterte – und wie Ihr Euch vorstellen könnt, stand die Besteigung des Berges genau deshalb schon lange auf meiner Bucket List. Am Freitag habe ich mich also nach der Schule auf den Weg zu einem weiteren spektakulären Abenteuer gemacht. 

Die Besteigung des Gipfels ist von zwei Orten aus möglich: Eine sehr lange und mit klettern verbundene Wanderung aus dem Ort Volcán, die nur mit einem erfahrenen Führer möglich ist, oder ein auch anstrengender, aber nicht ganz so schwieriger Aufstieg aus dem Ort Boquete. Dorthin sind wir also freitags gefahren, eine Mitfreiwillige, ihr Gastvater und ich aus Penonomé, und haben uns dort in einem Hostel mit zwei anderen Freiwilligen getroffen. Boquete hat aufgrund seiner höheren Lage ein kühleres Klima und lockt mit Kaffeeplantagen, Blumenfestivals und einer wunderschönen Natur viele Touristen an.

Viel habe ich bei meinem Besuch allerdings nicht gesehen, denn wir sind freitags nachts um halb zwölf mit einem kleinen Bus zum Eingang des Nationalparks Volcan Baru gefahren, der auf einer Höhe von 1800m liegt. Von dort aus haben wir unseren Aufstieg zum Gipfel begonnen, der noch 1600 Höhenmeter über uns lag. 
Die Wanderung war sehr anstrengend, da der Weg fast nur bergauf als Schotterpiste ansteigt (man kann auch mit einem Allradwagen, der gut gefedert ist auf den Gipfel fahren – für die Schummler unter uns) und man trotz des kühlen Klimas schnell angefangen hat zu schwitzen. Kaum hat man eine Pause gemacht, wurde einem aber durch den kalten Schweiß kalt, weshalb wir fast durchgängig in Bewegung blieben. Auf halber Strecke musste einer von uns leider umdrehen, weil er starke Schmerzen in den Hüften hatte. Wir anderen sind weiterhin motiviert hochgekraxelt und auch, wenn meine Kondition lange nicht mehr so gut ist wie in Deutschland, fiel mir die Anstrengung leichter als den anderen. Jährliche Wanderurlaube zahlen sich doch aus…

Viel gesehen haben wir beim Hinweg natürlich nicht, da es abgesehen von den Stirmllampen stockdunkel war, dafür kpnnten wir ein unglaubliches Sternenbild mit tausenden funkelnden Sternen über uns bestaunen, da es nur kleine Dörfer mit wenig Licht in der Umgebung gibt. Nach viereinhalb Stunden sind wir kurz vor dem Gipfel an ein paar Zelten vorbeigekommen, in  denen noch gemütlich geschlafen wurde. Die letzten eineinhalb Kilometer waren letztendlich auch die anstrengendsten, da es noch einmal super steil bergauf ging und man endlich oben ankommen wollte. Nach 14 Kilometern und 5 Stunden Wanderung bin ich mit einer kleinen Gruppe als erstes oben angekommen, wo uns ein kalter Wind und  eine Temperatur von nur knapp über Null Grad erwartet haben. Das wird die einzige Situation in meinem ganzen Jahr gewesen sein, in der ich in Zwiebelschichten eingepackt und mit Mütze und Handschuhen ausgestattet war und immer noch gefroren habe. 

Nach einer Stunde warten hat sich die Anstrengung jedoch ausgezahlt, denn der Himmel hat angefangen sich zu verfärben und ganz langsam kam die Sonne heraus. Wir hatten sehr Glück, dass es nicht geregnet hat und konnten einen wunderschönen Sonnenaufgang genießen. Es war ein unglaubliches Gefühl, nach so harter Arbeit am höchsten Punkt Panamas zu stehen und das Naturschauspiel zu bewundern. Gestört wurde die Aussicht nur von einem großen Haufen Sendemasten, die wieder einmal zeigen, wie die Natur von uns Menschen verschandelt werden kann. Dennoch haben wir die einzigartige Aussicht genossen, die bei klarer Sicht sowohl zum Atlantik als auch Pazifik reicht und somit den Vulkan zum einzigen Punkt der Erde macht, von dem aus man beide Weltmeere gleichzeitig beobachten kann. 
Auf Empfehlung anderer Freiwilliger, haben wir vor dem Abstieg mit den Autofahrern geredet und konnten uns eine Mitfahrgelegenheit für den Rückweg verschaffen. So mussten wir den Weg, der mir auf der Fahrt noch länger als vorher vorkam, nicht runterkraxeln, sondern kamen morgens um halb zehn schon ins Hostel zurück. Trotz dieser Hilfe waren wir alle super fertig und haben uns nach einer warmen Dusche tatsächlich auf die lange Busfahrt zurück gefreut, wo wir endlich etwas schlafen konnten. 
Damit habe ich ein einmaliges Erlebnis beendet, das mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ich weiß schon jetzt, dass ich nicht das letzte Mal in Boquete war, welches mit vielen weiteren Sehenswürdigkeiten auf mich wartet. 

Bis dann
Eure Sara

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