Dienstag, 9. April 2019

Das panamaische Schulsystem

Am letzten Sonntag war in Panama der „Día de las buenas acciones", also der Tag der guten Taten. Zu diesem Anlass hat die Bank meiner Gastmutter in einer Grundschule einen Spielplatz gestrichen und ich durfte ihnen helfen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich das Schulsystem in Panama noch nie richtig erklärt habe und das obwohl ich ansonsten fünf Tage die Woche selbst in einer Schule arbeite. Bevor ich anfange, das Schulsystem zu erklären, möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass manche Erklärungen auf subjektive Beobachtungen beruhen und sich je nach Schule oder Provinz unterscheiden können, es soll sich dabei nicht um Verallgemeinerungen handeln. 


In Panama gibt es in jedem noch so kleinen Dorf eine Grundschule, die sogenannte Primaria und weiterführende Schulen in größeren Ortschaften, Secundaria genannt. Die Primaria beinhaltet die Klassen eins bis sechs sowie die Vorschulklassen Kinder und Prekinder. Auch die Secundaria beinhaltet sechs Jahre und wird mit einem Diplom abgeschlossen. 
Das Schuljahr beginnt im März nach den großen Sommerferien über Weihnachten und ist in Trimester eingeteilt, zwischen denen es nochmal eine Woche frei gibt. An großen Schulen ist der Tag in zwei Züge eingeteilt, einen morgens und einen nachmittags. Da ich an einer kleinen Schule arbeite, fangen wir jedoch alle gemeinsam morgens um sieben Uhr an, wozu die meisten Kinder von einem gelben Colegial Bus gebracht werden, der jedes einzelne Kind zuhause einsammelt. An vielen Grundschulen endet der morgendliche Unterricht um 12 Uhr, da meine Schule von der Regierung mit gratis Mittagessen unterstützt wird, endet unser Schultag aber erst um Viertel vor drei nachmittags. Ich bin froh, morgens arbeiten zu können und dadurch den Nachmittag frei zu haben. Zum einen ist es zumindest in den ersten Stunden noch nicht ganz so heiß und zum anderen verschläft man nicht den halben Tag. Das kann aber auch aus Gewohnheit von meiner eigenen Schulzeit sein.
Die Schüler tragen eine Uniform, die aus einem weißen, kurzärmligen Hemd und für die Jungs aus langen dunkelblauen Hosen und für die Mädchen knielangen Rocken besteht. Die Farbe unterscheidet sich je nach Provinz. Ab und zu gibt es freitags einen „Día del Jean", an dem die Kinder in Jeans kommen dürfen. In der Vorschulklasse tragen viele Kinder über dem Hemd eine Art Latz, denn beim Spielen oder Essen wird man öfter mal dreckig und so muss nicht jeden Tag das Hemd gewaschen werden. Zusätzlich zum Rucksack bringen viele Kinder auch eine sogenannte Lunchera, also einen Beutel für ihr Essen und Trinken. 
Jede Klasse wird von einem eigenen Lehrer unterrichtet, zusätzlich sind noch Fachkräfte für Englisch, Informatik und Sport angestellt, an meiner Schule gibt es außerdem eine Lehrerin für Kinder mit Lernbehinderung und zwei Köchinnen sowie Reinigungskräfte. Die Direktorin arbeitet in einem kleinen Büro, das zusätzlich als Stauraum genutzt wird. Hier befindet sich auch der einzige Drucker für die ganze Schule. 
Eine Unterrichtsstunde dauert 40 Minuten, zwischen den Stunden gibt es keine Pause oder Klingel, weshalb die Lehrer auch mal Stunden vorziehen oder verschieben können. Die Fächer an der Primaria ähneln denen in deutschen Grundschulen: Mathe, Spanisch, Englisch, Religion, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Informatik und Sport. Als Hefte werden Notizbücher benutzt, in die auch Nachrichten an die Eltern geschrieben werden können. Benotet wird zwischen den Zahlen eins bis fünf mit Dezimalstellen, wobei fünf die beste Note ist. Während des Trimesters werden immer wieder Arbeiten geschrieben und zum Ende sogenannte Exercisios final, die einen großen Teil der Endnote ausmachen. 
Anders als in Deutschland findet jeden Montag vor dem Unterricht eine kleine Zeremonie statt. Bei dieser wird zuerst die Flagge gehisst und auf diese geschwört. Danach wird ein Gebet oder das Vater Unser vorgelesen und die Kinder und Lehrer versprechen vor Gott, fleißig und diszipliniert zu lernen und nur wahre Lehre zu verbreiten. Anschließend gibt es einige Worte und Ansagen für die Woche der Direktorin und manchmal anderer Lehrer. Zum Abschluss wird noch die Nationalhymne gesungen und die Schüler gehen nach Klassenstufe geordnet in die Klassenzimmer zurück. 
Zwischen Lehrern und Schülern herrscht ein sehr vertrautes Verhältnis und es ist sehr üblich morgens von den Kindern mit einem Ansturm von Umarmungen begrüßt zu werden. Ab und zu werden mir von den Kindern auch Kleinigkeiten geschenkt, Obst aus ihrem Garten, gebastelte Briefe oder einmal auch Wahlkampfwerbung. 

Meine Kollegen und besonders die Kinder der Vorschulklasse sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen, denn auch wenn sie manchmal super anstrengend sind, macht es immer wieder Spaß, sie für etwas Neues zu begeistern. Sobald man einmal ihre Aufmerksamkeit hat, sprudeln die Fragen und Geschichten nur so aus ihnen heraus. Ich weiß schon jetzt, dass mir der Abschied in ein paar Monaten sehr schwer fallen wird.

Bis dann
Eure Sara

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