Mittwoch, 5. Juni 2019

Congreso de Salsa

Wie ich schon in einem vergangenen Post erzählt habe, besuche ich seit mehreren Monaten einen Salsa Kurs in Penonomé. Dieser fand jeweils an den  Wochenenden statt und würde von einem Tanzlehrer aus Panama Stadt angeboten. In den großen Städten gibt es viel mehr Sportangebote als bei uns, weshalb ich mich besonders über den Kurs gefreut habe. 


Da wir alle Anfänger waren, haben wir zuerst verschiedene Basisschritte gelernt und mit der Zeit angefangen, diese im Paar zu tanzen und auch Drehungen zu lernen. Es war zwar manchmal etwas durcheinander, weil nicht alle Teilnehmer zu jedem Kurs kamen, hat aber viel Spaß gemacht zu lernen. 

Das Gelernte durften wir am letzten Wochenende in Panama Stadt darbieten, wo ein mehrtägiger internationaler Salsa Kongress stattfand. Zu diesem kamen Tänzer von New York über ganz Mittel- und Südamerika bis hin zur Karibik. Aus unserem Kurs haben vier Mädchen in meinem Alter daran teilgenommen. Der Kongress fand in einem Luxushotel statt, was für mich auch mal eine Abwechslung zu den  üblichen Hostels war. Besonders die Aussicht vom Zimmer und das weiche Bett und das Warmwasser waren sehr entspannt. Als wir am Freitag Nachmittag angekommen sind, haben wir dementsprechend auch sofort am Pool entspannt und ein gutes Essen genossen. 
Gegen neun Uhr abends sollte auch eine Show anfangen, zu der wir – gutgläubig wie wir sind – pünktlich erschienen sind. Letztendlich hat die Show um kurz nach zehn Uhr abends angefangen, in der Zwischenzeit hat unser Tanzlehrer uns vielen berühmten Tänzern vorgestellt, unter anderem auch seine ersten Tanzlehrer aus Puerto Rico. Wir wurden von allen sehr freundlich empfangen und sie haben sich gefreut, dass durch uns auch Deutschland vertreten wird. 

Die Show hat mit einem Wettbewerb von Paaren angefangen, die zuerst eine Choreografie und anschließend improvisierend vorgetanzt haben. Schon beim ersten Auftritt stand mir der Mund offen, da ich noch nie vorher Salsa in diesem Level hautnah gesehen hatte. Die Paare haben unglaublich schnell mit vielen verschiedenen Schrittfolgen getanzt, bei denen die Frau eine Drehung nach der anderen gemacht hat und das ganze scheinbar mühelos sowohl elegant als auch sexy aussehen ließ. 
Nach dem Wettbewerb gab es weitere Aufführungen, die zum Ende hin immer besser wurden. Es wurde sowohl im Paar, einzeln als auch in Gruppen getanzt und ich habe gelernt, dass es auch gleichgeschlechtlichen Paartanz zwischen zwei Männern gibt, wo dann der kleinere von beiden eher die Drehungen übernimmt. Zum Ende gab es auch Aufführungen, bei denen die Frauen gehoben und durch die Luft geschleudert wurden, was ich mit offenem Mund beobachtet habe. 
Anschließend hat eine Live Band gespielt und es wurde ganz viel getanzt. Ich hatte mich gefragt, ob die professionellen Tänzer mit so viel Üben und Auftritten das Tanzen nicht irgendwann leid sind, das war aber nicht der Fall. Ganz im Gegenteil haben die Tänzer aus allen Ländern mit großer Freude getanzt und mich damit angesteckt. Ich wurde selbst auch oft aufgefordert und wie es sich gehört zur Tanzfläche geführt. Da meine Partner alle schon sehr erfahren sind, konnten sie mich unglaublich gut führen und ich habe viele neue Drehungen gelernt. Dabei ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich verschiedene Männer führen – bei einigen war mir sofort klar, welchen Schritt oder welche Drehung sie als nächstes machen wollen und bei anderen war ich mir eher unsicher, sodass ich dem ein oder anderen auch mal auf den Fuß getreten bin. Und nachdem das Lied zu Ende war, wurde man natürlich zurück zu seinem Platz geführt. 
Auch unsere Tanzlehrer hat ganz viel mit uns getanzt (natürlich mit Zustimmung seiner Frau) und uns neue Schritte beigebracht. Im Laufe des Abends habe ich so auch mehr Bachata und zum ersten Mal Chachacha gelernt, der etwas anders als die deutsche Version getanzt wird. 

Am nächsten Tag haben wir erst einmal ausgiebig gefrühstückt und ich habe anschließend an ein paar Kursen teilgenommen, die von den Tänzern angeboten wurden. In dem ersten wurde eine bestimmte Drehung geübt, die aber eindeutig zu schwer für mich war, aber sehr interessant zu lernen. Im zweiten Kurs hat uns eine Tänzerin aus Kuba eine Choreografie in kubanischem Stil beigebracht, der etwas lockerer ist. Und auch wenn es zwischendurch schnell ging, bin ich doch einigermaßen mitgekommen. Nach dem Kurs haben wir uns mit ihr unterhalten und sie hat erzählt, dass sie bald zu einem Kongress nach Deutschland fährt. 

Nach dem Mittagessen haben wir unsere Choreografie zum ersten Mal auf der Bühne geübt, dass jeder seine Position weiß und wir uns an den Boden gewöhnen. Es war ganz interessant, den anderen Gruppen beim Üben zuzuschauen und welche Details noch geändert werden, die mir gar nicht aufgefallen wären, aber natürlich das Gesamtbild ausmachen. 
Anschließend haben wir uns im Zimmer ausgeruht und um 4 Uhr ging es mit der Vorbereitung los. Unser Tanzlehrer hatte extra ein Mädchen organisiert, das uns alle geschminkt hat. Pro Person hat sie dafür circa 45 Minuten gebraucht und ich habe mich danach wie eine ganz andere Person gefühlt. Zum Einen weil ich noch nie vorher so starkes Make Up getragen hatte und zum Anderen war es für die Bühne gemacht, weshalb es von nahem unglaublich stark war. Wir haben uns auch überlegt, dass sie vermutlich noch nie eine weiße Person geschminkt hat und deshalb zum Beispiel die Augenbrauen gar nicht zu meiner Haarfarbe gepasst haben. Ich persönlich fand den Look an den beiden Panameñas viel natürlicher als bei mir, das kann aber auch einfach daran liegen, dass ich es an mir selbst nicht gewöhnt bin. 
Anschließend mussten wir noch sehr lange auf unseren Auftritt warten, denn die Show hat diesmal anstatt um sieben Uhr erst um halb elf angefangen. Dann ging es aber plötzlich ganz schnell und zack standen wir auf der Bühne. Der Auftritt selbst ging auch schnell vorbei und obwohl ich sehr nervös war, hat zum Glück alles geklappt und wir haben viel Applaus bekommen. Man fühlt sich zwar etwas komisch, wenn zehnjährige Mädchen besser tanzen als man selbst, aber uns ging es ja hauptsächlich darum, Spaß zu haben und das ist uns allemal gelungen! 

Anschließend haben wir den Rest der Show genossen, die noch besser war als am Vorabend. Höhepunkt war zum einen der siebtbeste Einzeltänzer weltweit, der aus Panama kommt und ein Paar aus Costa Rica, das schon bei Tanzshows im Fernsehen mitgemacht hat und in dem Video unten zu sehen sind. Der restliche Abend ging mit viel Tanzen bis in die Morgenstunden und erst als ich im Bett lag habe ich gemerkt, wie müde meine Beine sind. 
Am Sonntag habe ich nochmal an einigen Kursen teilgenommen, dabei eine Salsa-Jazz Choreografie, einen Bachata Kurs und einen Kurs nur für die Ladys, in dem besonders die Hüften geschwungen wurden. Gegen Nachmittag habe ich mich schließlich von meinem Tanzlehrer verabschiedet, der jetzt für einen Monat seine Familie in Puerto Rico besucht und den ich vor meiner Rückreise leider nicht mehr sehen werde. Mir ist schon jetzt klar, dass  mich in Deutschland weiterträumen werde, denn mir machen alle lateinamerikanischen Tänze, am meisten aber Salsa unglaublich viel Spaß. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann bei einem Kongress wieder… 

Im Moment habe ich noch Schulferien, wohin ich gefahren bin, erfahrt ihr aber erst im nächsten Blog. 

Bis dann
Eure Sara

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