Dienstag, 25. September 2018

Ein Wochenende voll Bäumen

Die letzten drei Tage habe ich viel in der Natur erlebt, sowohl als Beobachter, als auch als Mitgestalter und möchte euch jetzt davon berichten, also macht es euch bequem.

Mein Wochenende fing damit an, dass ich früher von der Arbeit heimgehen durfte. Nach dem Mittagessen hatte ich mal wieder nichts zu tun, da die Mädchen in Englisch wohl keine Hausaufgaben hatten (einfach so freiwillig zusammen zu üben, was ihnen wirklich viel bringen würde, darauf haben sie keine Lust).
Also habe ich um zwei Uhr meinen ganzen Mut zusammen genommen, bin zur Chefin gegangen und habe gefragt, ob es nicht noch andere Arbeit im Haus für mich gibt. Sie war ziemlich überrascht, dass ich extra nach Arbeit gefragt habe und wir haben erstmal ziemlich lange über das Heim und die Hausaufgaben der Mädchen geredet. Letztendlich ist ihr aber nichts eingefallen, was ich im Haus arbeiten könnte, was mich ehrlich gesagt auch nicht überrascht hat, denn auch die anderen Frauen sitzen ziemlich viel einfach rum und reden. Also hat die Chefin kurzerhand gesagt ich soll doch einfach schon jetzt nach Hause gehen und mein Wochenende genießen.
Um halb drei bin ich also schon in Richtung der Busse marschiert, habe es mir dann jedoch anders überlegt und bei einer Bäckerei ein Eis gekauft. Dort wurde ich von einem Mädchen angesprochen, ob ich auch mit AFS hier bin und es hat sich herausgestellt, dass sie 2008 als Austauschschüler in Penonomé zur Schule gegangen ist. Nach ihrem Uniabschluss hat sie jetzt noch einmal ihr Gastfamilie und diverse Freundinnen besucht, von denen einige schon Familien haben.
Die ganze Situation hat mich ziemlich überrascht und ich war irgendwie richtig überfordert, deutsch zu sprechen. Ein gutes Zeichen, dass ich wohl schon wirklich im Spanisch drin stecke!
Danach bin ich noch durch ein paar Läden geschlendert, wobei mir ein weiterer Unterschied zu Deutschland aufgefallen ist: Kaum ist man im Laden drinnen, hängt sich eine Verkäuferin an deine Fersen und verfolgt dich durch den ganzen Laden. Sobald man etwas ausgesucht hat, nimmt sie es einem ab und richtet die Umkleidekabine ein. Was hier anscheinend als guter Service zählt, hat erstmal dazu geführt, dass ich mich enorm beobachtet gefühlt habe und schon Angst hatte, sie denken, ich wolle etwas klauen. Naja so kann man auch Arbeitsplätze schaffen…
Als ich dann im Taxi auf dem Weg nach Hause war, hatte sich auch noch ein Unfall ereignet und in der Einfahrt in mein Wohngebiet wurden mehrere Frauen mit Krankenwagen abgeholt. Da wir nicht vorbeifahren konnten, haben wir in einigem Abstand gewartet. Mich hat jedoch geschockt, wie viele Schaulustige zu der Stelle kamen, darunter auch Kinder, wodurch sogar die Arbeit der Rettungskräfte erschwert wurde. Das war keine sehr schöne Erfahrung und ich bin froh, dass viele Deutsche (leider auch nicht alle) in so einer Situation die Privatsphäre respektieren und die Helfer nicht durch unnötiges Gaffen stören.

Am Samstag konnte ich mich dann umso mehr über die nächste Aktion freuen, unser Freiwilliger vor Ort hat nämlich organisiert, dass wir gemeinsam mit den Austauschschülern bei einer Baumpflanzaktion des Umweltministeriums mitmachen können. Günstiger weise fand das Projekt nur wenige Minuten von meinem Haus entfernt statt, weshalb ich mich nicht schon wie die anderen um 6:30 Uhr treffen musste, sondern gemütlich um kurz nach sieben aus dem Haus marschiert bin. Geärgert habe ich mich dann trotzdem, denn wir mussten noch bis halb neun warten, bis es dann auf der Ladefläche eines Pick-Ups über eine sehr steile und sehr bucklige Matschstraße in die „Berge“ ging.
Dort haben wir in Kleingruppen Pinien in langen Reihen angepflanzt, wenn ich richtig verstanden habe, um den Boden zu festigen und auch weiter die Trinkwasserzufuhr zu meinem Wohngebiet zu sichern. Die Arbeit war sehr anstrengend, da es wie immer tropisch warm und der Boden ziemlich steinig war. Mehrere Blasen an meinen Händen bezeugen die Anstrengung! Es hat sich aber wirklich gelohnt, zusammen haben wir über 400 Bäume gepflanzt.
Trotz allem hatte ich mit meinen Mitfreiwilligen unglaublich viel Spaß und habe gelacht wie schon lange nicht mehr. Außerdem konnte ich die Austauschschüler aus Penonomé kennenlernen, die mir aber irgendwie ziemlich jung vorkamen.
Nach einem späten gemeinsamen Mittagessen habe ich mich riesig über eine kalte Dusche gefreut und war so fertig, dass ich den restlichen Tag nur noch faul in der Hängematte lag und gelesen habe.

Am Sonntag ging es dann gleich aktiv weiter, denn meine zwei Gastcousinen und ihr Vater haben mich auf einen Ausflug mitgenommen. Zunächst sind wir nach Santiago gefahren, wo wir erst Eis und dann Pizza gegessen haben – um elf Uhr morgens und in dieser Reihenfolge!

Danach sind wir weiter nach San Franzisco gefahren (es gibt hier tatsächlich viele Städte mit amerikanischen Namen) und von diesem kleinen Ort weiter zu einem Naturschutzgebiet bei La Veguada. Mir hat schon allein die Fahrt unglaublich viel Spaß gemacht, denn die Aussicht war einfach wunderschön. Eine Mischung aus Regenwald und wunderschön grünen Tälern.


Auch der See im Reservat La Yeguada war wirklich schön und meine Cousinen haben begeistert mit meiner Kamera ein Fotoshooting gemacht. Es gab noch ziemliche Aufregung, als das Handy von ihrem Vater von einem Vorsprung ins Wasser gefallen ist, er konnte es aber zum Glück retten und es scheint auch noch zu funktionieren. Bloß schwimmen durfte man im See leider nicht, was eine angenehme Abkühlung gewesen wäre ;)

Von der Rückfahrt habe ich nicht mehr viel mitbekommen, da wir alle drei eingeschlafen sind und erst wieder von dem nachmittäglichen Regen geweckt wurden.
Ich hatte jedenfalls ein unglaublich ereignisreiches, anstrengendes und wirklich schönes Wochenende mit lauter netten Leuten. Ich hoffe die Fotos können euch wenigstens ansatzweise die Schönheit dieses Landes näherbringen.

Bis dann
Eure Sara

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